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Daniels Blog: Macht's gut, man sieht sich!

Als letztes Live-Event besuchte Daniel Koch im Juli das TTBL-Finale in Düsseldorf (©Fabig/Koch)

26.09.2023 - Nach etwas mehr als zehneinhalb Jahren endet am Dienstag die Arbeitszeit von Redakteur Daniel Koch bei der myTischtennis GmbH. In seinem letzten Blog als Festangestellter des Düsseldorfer Unternehmens blickt der 34-Jährige auf seiner Meinung nach interessante Gesprächspartner und Artikel der letzten zehneinhalb Jahre zurück und berichtet von Erfahrungen, die ihm in dieser Zeit besonders im Gedächtnis geblieben sind.

Heute ist es tatsächlich so weit: Meine Zeit bei der myTischtennis GmbH endet nach über zehneinhalb Jahren. Welche Artikel sind mir über die Jahre in Erinnerung geblieben, welche Interviews? Zunächst muss ich sagen, dass sich Tischtennis auch in dieser Zeit verändert hat. Als ich im Februar 2013 anfing, wurde flächendeckend noch mit dem Zelluloidball gespielt. Natürlich aber warf der Plastikball seine Schatten schon voraus. So fällt eines der schwierigsten Interviews, die ich seither und überhaupt als Sportjournalist geführt habe, in die Anfangszeit von myTischtennis. Damals befragte ich einen Professor zu einer Studie über den Plastikball, der schon, bevor er überhaupt verkauft wurde, ein schwieriges Thema war. Vielleicht hatte der Besagte nicht seinen besten Tag, aber am liebsten hätte er mir damals gar keine Frage beantwortet und wirkte ziemlich genervt.

Interviews mit Eberhard Schöler, Desmond Douglas, Stellan Bengtsson und vielen mehr
Zu dieser Zeit spielte der SV Plüderhausen noch in der Tischtennis Bundesliga. Ein erstes größeres Porträt schrieb ich damals über David Gottheit und Marcel Schaal, die als 17- bzw. 18-jährige Verbandsklassenspieler ihr TTBL-Debüt gefeiert hatten (zum Bericht des Spiels, im dem Gottheit sein Debüt feierte. Das Porträt von damals ist leider nicht mehr abrufbar). Über vergangene Idole schrieb ich danach für ein paar Jahre in der Serie "Die Stars von gestern". Besonders in Erinnerung geblieben sind mir dabei die Gespräche mit Eberhard Schöler, Peter StellwagDesmond Douglas, Stellan Bengtsson oder aber Tomislav Grubba, um mit ihm über seinen verstorbenen Vater Andrzej Grubba zu reden. Sehr bewegend fand ich zu dieser Zeit auch die Geschichte von Munir Jassem, dem früheren Nationaltrainer des Iraks. Saddam Husseins Schergen lauerten Jassem Anfang der 2000er-Jahre nach der (erwartbar) missglückten Olympia-Qualifikation zweier Schützlinge auf und brachen ihm den Arm. Das veranlasste den Tischtennistrainer dazu, das Land zu verlassen und nach Deutschland zu fliehen. 

Nachdenklich stimmen mich immer die Fälle, in denen die Gesprächspartner nicht mehr leben. Dass sich bei Gustav Rey, über den ich 2015 als 95-jährigen und damit ältesten Tischtennisspieler Deutschlands zu dieser Zeit berichten durfte, der Tod irgendwann nähern würde, war klar. Er wurde später stolze 101 Jahre alt. Im Alter von 91 Jahren verstarb vor wenigen Monaten Winfried Stöckmann, der mehr als ein Dutzend Positionen im Tischtennis bekleidete und mit dem ich mich ebenfalls 2015 unterhalten durfte. Völlig überraschend kam für alle in der Tischtennisszene wiederum 2015 der frühe Tod von STIGA-Geschäftsführer Mats Bandstigen im Alter von gerade einmal 46 Jahren. Mit ihm hatten wir im Jahr davor anlässlich des 70. Firmenjubiläums noch ein Interview geführt. Wie ich durch das Schreiben dieses Blogs erfuhr, wurde im Übrigen noch ein anderer Gesprächspartner buchstäblich aus dem Leben gerissen: Der ehemalige ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, der uns damals u. a. Fragen zur Sendeplatzvergabe im Sport bei den Öffentlich-Rechtlichen beantwortete, starb im vergangenen Jahr an den Folgen eines Ski-Unfalls. 

Lissabon, Budapest, Alicante und Co.
Über viele Jahre habe ich mich bei myTischtennis verstärkt auch um Amateur-Themen auf der Website gekümmert. Unser Anspruch war und ist es, in dieser Rubrik regelmäßig Dinge zu präsentieren, die möglichst viele Spieler betreffen. Hier in kurzen Abständen immer wieder neue Themen zu liefern – insgesamt sind über 130 zusammen gekommen in der Zeit –, war gar nicht mal so einfach und manche Aspekte hätte man sicherlich nicht unbedingt in einem einzelnen Artikel aufgreifen müssen. Viele Sachverhalte jedoch hatten durchaus ihre Berechtigung, was sich auch an den Klickzahlen zeigte. So oder so: Sorry an alle, die jahrelang in meinem Verteiler dazu E-Mails empfangen haben mit der Bitte um ihre Erfahrungen bzw. Meinung und danke an alle, von denen ich, wenn vielleicht auch nur ab und an, Rückmeldungen erhalten habe!

Man könnte die Reihe von interessanten Gesprächspartnern, die ich zuvor erwähnt habe, noch ewig weiterführen. Dass sämtliche (Jugend-)Nationalspieler und -trainer bzw. das gesamte Team hinter dem Team hier dazu gezählt werden kann, sollte außer Frage stehen. Gegen einige von ihnen durfte ich in der Reihe "Zero vs. Hero" ja sogar selbst antreten. Das brachte viel Spaß und wird mir ewig im Gedächtnis bleiben. Die Partien werde ich mir in einigen Jahren sicherlich noch einmal als schöne Erinnerung anschauen, auch wenn der eigene Spielstil als Kreisligaspieler von außen betrachtet natürlich ziemlich hölzern wirkt. Da vor allem die deutlich besseren Gegner mich alle mitspielen ließen, kamen meiner Meinung nach aber durchaus verhältnismäßig ansehnliche Ballwechsel zustande. Später wurde die Reihe mit Sebastian Leib weitergeführt. Ich bin mir sicher, dass die Kollegen, sobald Kapazitäten zur Verfügung stehen, eine dritte Staffel angehen – wie auch immer die dann aussehen wird (kein Druck! :)). 

Mit den Nationalspielern kommen wir als Journalisten natürlich vor allem bei größeren Turnieren in Kontakt. In den zehneinhalb Jahren arbeitete ich bei acht Europameisterschaften, einer Weltmeisterschaft, zwei World Cups und vier deutschen Meisterschaften. Die Arbeit führte mich u. a. nach Wien bzw. Schwechat, Lissabon, Jekaterinburg, Budapest, Luxemburg, Alicante, Nantes und Warschau. Ich war also bei vielen tollen Siegen deutscher Spieler, aber auch dramatischen Niederlagen dabei. Das EM-Titel-Abonnement der Herren endete zwischenzeitlich in Lissabon 2014, wo die Gastgeber vor einer ohrenbetäubenden Kulisse nach einem spannenden Finale nicht unverdient Gold gewannen. Patrick Franziska hatte im Endspiel schon nicht mehr mitwirken können. Schon in einem Gruppenspiel war Deutschland auf Portugal getroffen, in dieser Partie war der damals 22-Jährige umgeknickt, hatte sein Einzel gegen Joao Monteiro trotz eines Syndemosebandrisses noch gewonnen – Hut ab! Ein Jahr später sah ich, wie Österreichs Herren sich überraschend gegen Deutschland im Finale durchsetzten. Zumindest die deutschen Damen sicherten sich in beiden Jahren den Titel, ähnlich souverän wie z. B. in diesem Jahr. Als Timo Boll 2018 in Alicante EM-Gold im Einzel gewann, freute ich mich, beim letzten Einzel-Titelgewinn des Rekordeuropameisters dabei zu sein – bis dieser mich eines Besseren belehrte und 2021 in Warschau (wo ich auch zugegen war) erneut den Titel gewann – als 40-Jähriger!

Etwas Milde walten lassen bei Fehlern
So viele tolle Siege und Titelgewinne man in dieser Zeit bei Turnieren miterlebt hat, so anstrengend waren die Turniere auf der anderen Seite aber auch. Den Liveticker am Laufen zu halten und gleichzeitig schon den Spielbericht vorzubereiten, ggf. sogar noch parallel ein Interview zu Papier zu bringen, das man vorher geführt hatte – das alles hat schon Körner gekostet und man war am Ende des Tages mehr als kaputt. Tatsächlich hat mich die Intensität und Konzentration, die man teilweise aufbringen musste, um an mehreren Sachen gleichzeitig zu arbeiten und unter Umständen noch mehrere Tische im Blick zu behalten (bei der DM früher gerne mal über zehn Tische), an die Aufnahmeprüfung zum Fluglotsen erinnert, die ich kurz nach dem Abitur einmal abgelegt habe. Mit dem Unterschied, dass die Fluglotsen lange Pausen haben und nach fünf Stunden nach Hause gehen dürfen, so ein Turniertag im Tischtennis aber oft mindestens zwölf Stunden (ohne große Unterbrechungen) dauert. ;)

Insofern möchte ich für die Kollegen eine Lanze brechen, die gerade bei Turnieren oft am Limit arbeiten. Dass dann Fehler passieren, bleibt leider nicht aus. Zumal nicht immer noch eine zweite Person in dem Moment gerade den Text redigieren kann. Auch ich war nicht fehlerfrei, habe Böcke geschossen, die mich selbst – und das geht den Kollegen genauso – am allermeisten geärgert haben. Deshalb meine Bitte an alle Leser: Lasst etwas Milde walten bei Fehlern, zumindest bei der Art der Formulierung, wenn ihr in Kommentaren darauf hinweist. :)

Viel Spaß bereitet hat mir in den letzten Jahren auch die Arbeit an verschiedenen Rubriken unseres Magazins tischtennis. Vermutlich werdet ihr, wenn Bedarf besteht, im Magazin und/oder der Website in Zukunft noch Artikel von mir lesen. Und ohnehin – die Tischtennis-Welt ist klein: Wenn man sich nicht auf Turnieren, Cups, beim Sommer-Team-Cup oder in der virtuellen Realität am Tisch begegnet, dann ja vielleicht bei Events wie der nächsten 1-Punkt-WM?!

In diesem Sinne: Macht's gut, man sieht sich!

(DK)

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