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Janinas Blog: Hass gibt es auch im Tischtennis

Heutzutage ist es denkbar einfach, Hass anonym zu verbreiten (©Pixabay)

16.10.2023 - In der vergangenen Woche teilte die luxemburgische Tischtennisspielerin Sarah De Nutte auf Instagram Nachrichten, in denen sie beschimpft und bedroht wird. Dies ist kein Einzelfall - nicht im Sport, aber auch nicht im Tischtennis, wie De Nutte auf Nachfrage bestätigt. myTischtennis.de-Redakteurin Janina Schäbitz nutzt ihren Blog dazu, auf dieses auch in der heilen Tischtenniswelt präsente Problem aufmerksam zu machen.

Unsere Rubrik „Blog“ nutzen wir meist dazu, unsere Meinung zu verschiedenen Themen aus der Tischtennisszene kundzutun. Zum heutigen Thema brauche ich allerdings keine Argumente vorzutragen, da es hierzu nur eine Meinung geben kann. Aber ich möchte den Blog dazu verwenden, einmal darauf aufmerksam zu machen, mit was für Auswüchsen von „Hate Speech“ sich Profi-Tischtennisspieler neben ihrem Job beschäftigen müssen, da dies oftmals nicht an die Öffentlichkeit dringt. Im Fall von Sarah De Nutte war dies vorige Woche anders, denn die Luxemburgerin hat die widerlichen Nachrichten, die sie von einem User über Instagram erhalten hat, in einer Story öffentlich gemacht. Darin wird sie auf Englisch unter anderem als „Abschaum“, „hässliches Ding“, „Prostituierte“ und „Stück Scheiße“ bezeichnet, der Autor fordert sie auf, spielen zu lernen, und kündigt an, sie zu erstechen und den Hunden vorzuwerfen. Den Rest erspare ich Ihnen. 

Hass in der heilen Tischtennisfamilie

Dass viele Prominente und auch Profisportler mit solcherlei Nachrichten zu kämpfen haben, dass es quasi zu ihrem Alltag gehört, hat in der Vergangenheit bereits den Weg in die Medien gefunden. Erst im März machte der FC Bayern München mit einer Kampagne auf diesen Missstand aufmerksam, indem er Stars wie Thomas Müller Hasskommentare vor der Kamera vorlesen ließ. Das Problem beschränkt sich jedoch längst nicht auf König Fußball, sondern ist zum Beispiel auch im Tischtennissport, wo man sich gerne als Familie bezeichnet und Fairness groß geschrieben wird, angekommen. So erzählt De Nutte auf Nachfrage, dass dies nicht das erste Mal sei, dass sie solch eine Nachricht bekommen habe, und kann spontan einige Spielerinnen und Spieler - darunter auch ein Mitglied des deutschen Teams - nennen, die damit ebenfalls schon Erfahrungen machen mussten.

Als Motiv für die Verbreitung dieses ungefilterten Hasses vermutet die Luxemburgerin, dass solche Leute Geld auf die Spieler gewettet haben und im Falle einer Niederlage sauer werden und ihren Frust an ihnen ablassen. Als ob die Spieler freiwillig verlieren und sich nicht selbst über eine Niederlage ärgern würden! Die Möglichkeiten, an Topsportler heranzukommen, sind dank der sozialen Medien dabei so gut wie noch nie. Während sie früher für Fans quasi unerreichbar waren, hat inzwischen fast jeder Spieler einen eigenen Instagram- oder Facebook-Kanal und kann darüber von jedem angeschrieben werden. Und dies muss nicht unter eigenem Namen geschehen, schließlich können einfach anonyme Fake-Accounts angelegt werden. Die Freiheit, die das Internet mit sich gebracht hat, hat halt auch die Kehrseite, dass sich Menschen hinter der Anonymität verstecken und vom Sofa aus ihren Hass in die Welt schicken können. Das haben wir auch auf myTischtennis.de erfahren müssen und daher vor Jahren schon die Kommentarfunktion mit einem Login verknüpft, so dass wir „Hater“ identifizieren und gegebenenfalls gegen sie vorgehen können.

Auch Anzeigen sind eine Option

Für Sportler ist dies keine einfache Situation. Manch einer würde sich nach solchen Erfahrungen sicher gerne aus den sozialen Medien zurückziehen, auf der anderen Seite sind Instagram und Co. eine praktische und auch notwendige Plattform für sie, um Öffentlichkeit zu bekommen, Sponsoren und sich selbst zu präsentieren. Anstatt den Rückzug anzutreten, kann man Hasskommentare und -nachrichten auch anzeigen - diese haben nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun und können strafrechtlich verfolgt werden. Aber auch Sarah De Nuttes Reaktion finde ich gut: Durch den Story-Post mit dem ironischen Kommentar „Es ist so schön, dich kennenzulernen. Danke für die Nachricht.“ hat sie öffentlich auf das Problem hingewiesen, dazu beigetragen, ein Bewusstsein in der Tischtennisszene dafür zu schaffen, und ihre Überlegenheit dem Autor gegenüber demonstriert. 

(JS)

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