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WTT-Blog: Austragung 2024 würde nicht überraschen

Zieht in seinem Blog seine persönliche Frankfurt-Bilanz: myTT-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll. (©Jan Lüke)

07.11.2023 - Eine Woche Weltklasse-Tischtennis in Frankfurt liegt hinter uns. Mit Lin Yun-Ju und Wang Yidi schnappten sich am Sonntagabend nach acht Turniertagen zwei Asiaten verdientermaßen die Goldmedaillen beim ersten WTT Champions auf deutschem Boden. myTischtennis.de-Redakteur Fabian Kleintges-Topoll war in der Infinity-Arena vor Ort und zieht in seinem Blog persönlich Bilanz. Der 28-Jährige bewertet das Turnier als wichtigen Fingerzeig Richtung Olympia. Die erneute Austragung des Turniers 2024 wäre für ihn die logische Konsequenz.

Über die besondere Aufmachung und den Modus des ersten Spitzenturniers in Deutschland seit den German Open 2020 habe ich bereits in meinem vergangenen Blog zum Auftakt des Events geschrieben. Und meine anfängliche Meinung hat sich bestätigt. Das WTT Champions in Frankfurt war in vielerlei Hinsicht ein voller Erfolg. Im Schnitt war die in die Jahre gekommene Ballsporthalle in Höchst mit etwa 3.000 Zuschauern gut besucht, am Finalwochenende war die Spielstätte sogar ausverkauft. Auch viele Amateurvereine waren präsent, das Mitarbeiterteam vom deutschen Rekordmeister Borussia Düsseldorf unternahm sogar einen Betriebsausflug in die hessische Metropole. Die elf deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer und sämtliche weitere Stars schwärmten allesamt von der hervorragenden Stimmung, Patrick Franziska verglich sie sogar mit der Atmosphäre in einem Fußballstadion.

Hut ab vor Lin, Chinesen behandelt wie der Papst

Während die deutschen Damen – allen voran Xiaona Shan gegen Hina Hayata und Nina Mittelham gegen Mima Ito – in den Duellen mit der Weltelite auf Augenhöhe agierten, brachte auch Patrick Franziska den späteren Sieger Lin Yun-Ju in der ersten Runde an den Rand einer Niederlage. Der 22-jährige Taiwaner überzeugte danach mit seiner ruhigen und zurückhaltenden Art so sehr, dass er am Ende sogar den großen Ma Long in Schach halten konnte. Es war sein größter Triumph in der noch jungen Karriere. Chapeau! Der Neu-Ulmer, den manch einer aufgrund seiner unscheinbaren Ausstrahlung als „Silent Assassin“ bezeichnet, steht verdient wieder in den Top 10 der Weltrangliste

Nicht nur er, sondern auch die Top-Chinesen sorgten in Frankfurt auch abseits des Tisches für viel Aufsehen. Wie groß ihr Standing ist, zeigte allein die Tatsache, dass der Sicherheitschef persönlich dafür sorgte, dass möglichst wenige Volunteers den Weg in die Mixed-Zone finden, während Ma Long und Co. zur Presse redeten. Sun Yingshas Shuttle-Taxi stand nach ihrem Viertelfinale gefühlt 30 Zentimeter vor der Tür geparkt, damit auch ja niemand ein Autogramm oder Selfie abstaubt. Es wirkte fast wie das Papamobil oder wie der Chauffeur des US-Präsidenten, für mich also etwas übertrieben.

China nicht unschlagbar, Standortbestimmung vor Olympia

Mit Dimitrij Ovtcharov und Bernadette Szöcs scheiterten zwei der letzten drei Europäer im Viertelfinale. Halbfinalist Felix Lebrun gewann die einzige Medaille für unseren Kontinent und erntete viel Beifall von den Rängen. Das frühe Aus von Fan Zhendong und Liang Jingkun sowie das verlorene Finale von Ma Long haben aber gezeigt: Die Spitzen-Nation China ist acht Monate vor den Olympischen Spielen nicht unschlagbar. Ovtcharov sprach nach der klaren Pleite gegen seinen ewigen Konkurrenten von einer wichtigen Standortbestimmung mit Blick auf die weitere Vorbereitung auf Paris.

Unabhängig von meinem Besuch beim Champions hatten sogar ein paar meiner Freunde das Geschehen in Frankfurt verfolgt. Für mich erstaunlich, da sie sich sonst überhaupt nicht dafür interessieren. Das Event hat also größere Wellen geschlagen, als im Vorfeld erwartet. Viele der Zuschauer waren zum ersten Mal beim Tischtennis, zahlreiche Kinder und Jugendliche strömten in die Halle – ich hoffe, dass sie motiviert sind, dies dadurch auch bei ihrem Amateurverein in der Nähe zu tun, und dass Auftritte wie der von Bernadette Szöcs auch bei jungen Mädchen Eindruck hinterlassen haben.

Kurzfristig eingeschobene Turniere bleiben ein Problem - emotionaler Solja-Abschied

Alles glänzte in Frankfurt aber auch nicht. Auch nach fast drei Jahren stellen der volle Turnierkalender und die teilweise kurzfristigen Ansetzungen, wie zuletzt bei den WTT Finals im Januar, die TTBL-Vereine vor große Herausforderungen. World Table Tennis schiebt die Kritik von sich, und gibt sich nach eigener Aussage kommunikativ. Das Ziel, Tischtennis noch populärer zu machen, hat eben auch weiterhin seine Schattenseiten. Der DTTB dagegen zog im Übrigen ein durchweg positives Resümee. Eine Wiederholung an selber Stelle für den November 2024 ist bereits geplant. Ich würde mir wünschen, dass das Turnier einen festen Platz im Kalender findet und es künftig auch mal einem Europäer bei der Veranstaltung auf WM-Niveau gelingt, den großen Wurf zu landen.

DTTB-Präsidentin Claudia Herweg hofft auf einen Zuwachs für die Basis und das künftige Einbeziehen von weiteren Outdoor- und Freizeitspielern. Es bleibt abzuwarten, ob das in 2024 schon seine Früchte trägt. Kurz vor den Finals kam es übrigens auch noch zu einem emotionalen Moment: die Verabschiedung von Petrissa Solja. Die Ex-Nationalspielerin hatte ihre Karriere vor fast genau einem Jahr beendet, nach der Laudatio von DTTB-Sportdirektor Richard Prause fehlten ihr die Worte. Eine schöne Geste zum Abschluss einer gelungenen Champions-Premiere in Frankfurt. 

(FKT)

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