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Blog: Pokalüberraschungen - attraktiv oder schädlich?

Eine der Pokalüberraschungen: Csaba Andras und der TTC Bad Homburg. (©Patrick Wichmann)

18.11.2024 - Seit Freitagabend stehen die Teilnehmer des Final Four der Deutschen Pokalmeisterschaften fest. Ochsenhausen, Bad Homburg, Bremen und Saarbrücken kämpfen um die Nachfolge von Borussia Düsseldorf. Mit dem Titelverteidiger und Fulda sind zwei Titelaspiranten allerdings bereits ausgeschieden. MyTischtennis.de-Redakteurin Alex Thätner fragt sich, ob diese überraschende Konstellation den Pokal-Wettbewerb attraktiver macht oder nicht viel mehr dem Event des Final Fours schadet.

Wenn ich vor der Saison auf die vier Final Four-Teilnehmer im Pokalwettbewerb hätte tippen sollen, wäre meine Wahl auf Borussia Düsseldorf, den 1. FC Saarbrücken, den TTC Fulda-Maberzell und vermutlich auf die TTF Ochenhausen gefallen. Dass diese Konstellation allein deshalb bereits unmöglich war, weil Fulda und Düsseldorf im Achtelfinale direkt aufeinander trafen, konnte ich da noch nicht ahnen. Doch vor allem mit dem Aufsteiger Bad Homburg steht eine Mannschaft im Halbfinale, die ich dort wirklich nicht erwartet hätte.

Der Titelverteidiger Borussia Düsseldorf ist nach der 1:3-Niederlage gegen Fulda bereits im Achtelfinale ausgeschieden. Erstmals seit der Saison 2018/19 findet das Final Four somit ohne die Rheinländer statt. Doch auch die Hessen sucht man vergeblich unter den verbliebenen vier Teilnehmern. Eine Runde später war im Viertelfinale gegen Werder Bremen Endstation. Damit fehlen beim Final Four Anfang Januar in Ulm Stars wie Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov, Dang Qiu, Anton Källberg oder Newcomer Kao Cheng-Jui.

Ich muss gestehen, auf mögliche Duelle beim Final Four zwischen Fulda, Düsseldorf und Saarbrücken hatte ich mich durchaus gefreut. Und ja, die Aussicht auf Ochsenhausen gegen Bad Homburg und Bremen gegen Saarbrücken scheint für mich zunächst mal nicht ganz so attraktiv. Ob ich dafür die weite Anreise in Kauf nehmen würde? Ich weiß es nicht.

Fehlende Stars beim ersten Saison-Highlight

Ich kann mir vorstellen, dass es einigen Tischtennis-Fans so geht, die es nicht unbedingt mit einem konkreten Verein halten. Fulda ist im Sommer mit Ovtcharov und Kao ein echter Transfer-Coup geglückt, mit dem die Hessen um Titel mitspielen wollten. Die erste Chance dazu haben sie nun verpasst. Wer sich den jungen, aufstrebenden Taiwaner oder den deutschen Nationalspieler live ansehen wollte, muss eine Alternative suchen. Und auch Timo Bolls Abschiedstour wird um eine Station kürzer. Ohnehin ein Zuschauermagnet, zieht er in seiner letzten Saison sicher noch einmal mehr Fans in die Hallen. Eine Anziehungskraft, auf die das Final Four nun verzichten muss.

Doch es lohnt sich ein zweiter Blick auf das, was die Tischtennis-Fans in Ulm erwartet. Mit Hugo Calderano, Darko Jorgic und dem deutschen Nationalspieler Patrick Franziska gehören drei Top20-Spieler der Weltrangliste zu den teilnehmenden Mannschaften. Mit Yuto Muramatsu könnte ein Spieler mit einem, wie ich finde, attraktiven Abwehrspiel zum Zuge kommen. Und was wäre das für eine Sensation, wenn der Bundesliga-Aufsteiger aus Bad Homburg seinen Erfolgsweg weitergehen könnte? Gerade mögliche Underdog-Siege bieten doch eine besondere Atmosphäre.

Mehr Spannung, weniger Vorhersehbarkeiten in den ersten Runden

Das Final Four verliert also nur auf den ersten Blick an Anziehungskraft. Gleichzeitig gewinnen die vorherigen K.-o.-Spiele an Attraktivität. Wenn nicht bereits im Vorfeld klar ist, welche vier Teams bis zum Halbfinale durchmarschieren, kommt bereits in diesen Spielen deutlich mehr Spannung auf. Die Bundesliga-Mannschaften sind zusammengerückt. Dass jeder jeden schlagen kann, zeigen nicht nur die Pokalspiele. Viele Spielverläufe sind weniger ausrechenbar geworden.

Wenn Titelaspiranten wie Düsseldorf und Fulda in diesem Jahr bereits im Vorfeld scheitern, ist die Spannung, das Mitfiebern und die Freude im nächsten Jahr vielleicht umso größer - aus dem einfachen Grund, weil die Selbstverständlichkeiten fehlen. Wenn Sieger weniger vorhersehbar sind, in Spielen mehr Spannung aufkommt, kann das für den Sport und seine Fans nur gut sein. Und wer auch immer am 4. Januar den Pokal in die Höhe strecken darf: nach den vorherigen Leistungen ein verdienter Erfolg!

(AT)

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