03.11.2020 - Wenn die Bälle extrem über die Außenseite gespielt werden, verlieren Spieler immer wieder die Kontrolle über ihren Körper. Sie geraten dann weiter nach außen, als sie müssten, und kommen so nicht wieder aus den Ecken zurück – gerade, wenn ein Spieler weit in die VH hinaus musste. Wie man daran im Training arbeiten kann, verrät Ex-Bundestrainer Martin Adomeit in diesem Fortgeschrittenentipp für Spieler ab 1.600 TTR-Punkten.
Die Ursachen für diese Probleme liegen in verschiedenen Bereichen: Entscheidend ist, dass der Körperschwerpunkt weiter nach außen getrieben statt gestoppt und am Besten mit dem Schlag wieder Richtung Mitte gebracht wird. Deutlich zu beobachten ist, dass sich der Körper aufrichtet und der Schwerpunkt über das äußere Bein kommt. Er müsste unten bleiben und dann durch Druck vom äußeren Bein, unter Umständen verbunden mit einer Hüftdrehung, wieder Richtung Mitte zurückkommen. Nur dann kann der Ball druckvoll gespielt werden. Dies gilt es natürlich technisch zu beherrschen und damit zu trainieren. Es funktioniert aber nur, wenn der Körper über genügend Rumpfkraft verfügt, um die Bewegung zu halten. Gerade bei größeren Spielern ist die Hebelwirkung extrem groß. Je weniger Kraft vorhanden ist, desto geringer muss die Länge der Schlagbewegung sein. Eine weitere Ursache ist, dass die Armbewegung zu früh beginnt. Dadurch gibt es einen Kraftimpuls nach außen. Die eigentliche Schlagbewegung sollte erst beginnen, wenn der Körper die Außenposition erreicht hat. Ansonsten wirkt der Arm wie eine Handbremse für das äußere Bein und es kann nicht mehr nach außen bewegt werden. Die Folge ist, dass der Spieler ins Stolpern gerät, in eine seitliche Bewegung des Rumpfes kommt und ungewollt die Beine kreuzt. Es müssen also erst die Beine bewegt werden und erst dann kann die Schlagbewegung beginnen.
Diese Vorgänge werden in den folgenden Übungen mit Extrembewegungen trainiert. Denn nur wenn der Spieler in der Lage ist, sich von Ecke zu Ecke zu bewegen, macht er es technisch richtig.
1. Übung: regelmäßige Bewegung von VH zur RH-Ecke
Spieler B: 1 x RHB in Mitte Spieler A: VHT in RH
1 x RHB in VH VHT in RH
1 x RHB in RH RHT in RH
1 x RHB in Mitte VHT in RH
1 x RHB in VH VHT in RH
1 x RHT in RH RHT überall
frei
Mit seinem letzten RH-Ball soll Spieler A versuchen zu punkten. Das geht aktiv nur dann, wenn er eine gute Position für diesen Ball erreicht. Um die Qualität des Trainings zu erhöhen bzw. den Spieler B zu gut platzierten B zu animieren, die auch schnell genug gespielt werden, kann man die Intensität erhöhen, indem Spieler B beispielsweise 5 Hocksprünge machen muss, wenn Spieler A mit seiner 2. RH punktet.
Zur Grafik von Übung 1 und zur Fortsetzung von Übung 1
2. Übung: explosive Beinarbeit zur weiten VH-Ecke und zurück
Spieler B: RHB in Mitte Spieler A: VHT in RH
RHB in RH RHT in RH
RHB in VH VHT in RH
RHB in Mitte VHT überall
frei
In dieser Übung geht es um die andere Richtung. Durch den geforderten 4. Ball aus Mitte, der mit Qualität (Versuch des Punktgewinns) gespielt werden soll, muss Spieler A seinen Weg in die Mitte direkt mit dem Schlag aus VH-Ecke einleiten. Auch hier kann der Punktgewinn aus Mitte belohnt werden, um die Intensität zu steigern. Beispielsweise mit 10 Situps, um die nötige Muskulatur für diese Schläge zu trainieren.
Zur Grafik von Übung 2 und zur Fortsetzung von Übung 2
3. Übung: Beinarbeit in RH-Ecke nach unregelmäßigem Ball in VH
Spieler B: 2 – 4 x VHB in Mitte Spieler A: VHT in VH
VHB in weite VH VHT in RH
RHB weit in RH
frei
Jetzt bewegt sich der Spieler nach einer unbestimmten Anzahl von Bällen in die weite VH, dann extrem in die RH. Dabei ist klar, dass der Ball aus VH-Ecke pa. taktisch nicht gerade clever ist, aber um die Laufwege extremer zu machen, sollte dies möglich sein, zumal der andere Spieler dann auch im Blockspiel den weiten Weg hat und auch hier nur gut spielen kann, wenn er sich aktiv in die Ecke bewegt.
Zur Intensitätssteigerung bietet sich hier folgende Regel an: Bei Punktgewinnen mit dem Ball aus RH gibt es fünf Sekunden Rückentraining. Gelingt dieser Punktgewinn sogar mit VH – dies geht nur bei schlechten Blockbällen oder extrem guter Beinarbeit – gibt es zehn Sekunden Rückentraining. Das Rückentraining wird mit einer isometrischen Übung nach der Übung absolviert.
Zur Grafik von Übung 3 und zur Fortsetzung von Übung 3
4. Übung: Beinarbeit in VH-Ecke dann in Mitte oder RH zurück
Spieler B: LA in Mitte Spieler A: VHT in VH
VHB in RH RHT in VH
VHB/T in weite VH VHT in RH/Mitte
B in RH/Mitte
frei
Diese Übung ist extrem schwer zu spielen, aber dadurch arbeiten die Spieler ständig an etwas. Erste Schwierigkeit ist der RHT auf den parallelen B. Dann der Weg in weite VH und dann zurück in Mitte oder RH. So wird in der Übung deutlich, dass es ständig Dinge zu verbessern gibt und nur wenn alle Dinge richtig passen, der letzte Ball und damit der dritte Kontakt des Rückschlägers überhaupt noch möglich ist.
Zur Grafik von Übung 4 und zur Fortsetzung von Übung 4
5. Übung: unregelmäßig in die Ecken dann langer Laufweg ´von Ecke zu Ecke
Spieler A: KA in Mitte/VH Spieler B: RHF in Tischmitte
VHT in RH RHB eine Ecke
T in RH RHB andere Ecke (manchmal gleiche Ecke)
freies Spiel
Diese Übung ist sehr wettkampfnah. Spieler A trainiert die extremen Laufwege, Spieler B soll automatisieren, dass er nach einem Wechsel in die Ecken, der überraschend kommt, zumeist direkt die Ecken wechseln sollte.
Zur Grafik von Übung 5 und zur Fortsetzung von Übung 5
Die Übungen im Video spielen Andre Bertelsmeier und An Duy Dang:
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Der Autor
Martin Adomeit war Nationaltrainer in vier verschiedenen Nationen (Deutschland, Luxemburg, Belgien und Nigeria) und gewann mit allen Nationen Medaillen bei Welt-, Europameisterschaften oder African Games. 1998 wurde er in Deutschland Trainer des Jahres. Jetzt arbeitet der 57-jährige Lippstädter als freiberuflicher Trainer. Er führt unter anderem Lehrgänge für Vereine, Bezirke oder Verbände durch, gibt Einzeltraining und betreibt einen TT-Shop. International betreute er beispielsweise Quadri Aruna beim World Cup in Düsseldorf. 2015 führte er Nigerias Männerteam zum Mannschaftstitel bei den All African Games und ist damit der erste Trainer, der auf verschiedenen Kontinenten Titel in kontinentalen Mannschaftswettbewerben gewonnen hat. Der jüngste Erfolg des Coaches war die Deutsche Meisterschaft mit den Schülern des TuS Sundern 2017.
Zu erreichen ist Martin per Telefon unter 02941-273385 oder per mail unter lippstadt@tt-store.de. Die Adresse der Webseite ist lippstadt.tt-store.de. ados TT-Schule, lippstadt@tt-store.de, Tel. 02941-273385
Trainingsbereich vom VDTT präsentiert
Der Trainingsbereich von myTischtennis.de wird präsentiert vom Verband Deutscher Tischtennistrainer (VDTT), der Trainerinstitution im deutschen Tischtennissport. Der Verband hat etwa 1400 Mitglieder und verfolgt das Ziel, auf die Situation der Trainerinnen und Trainer in Deutschland aufmerksam zu machen und Trainer*innen eine Anlaufstelle in vielerlei Hinsicht zu bieten. Um seine Mitglieder bestmöglich zu unterstützen, bietet er auf seiner Homepage eine große Online-Bibliothek mit vielen Trainingsthemen an, veröffentlicht die Magazine "Tischtennislehre" und "Trainerbrief" und informiert und diskutiert über die neuesten Entwicklungen in der Szene auf seinem jährlichen Symposium in Grenzau. Mehr Informationen finden Sie auf der VDTT-Webseite.
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